Pu‘Erh Tee
Schwerpunkte im Artikel:
- Pu‘Erh
- Sheng
- Shou
- Tee
Kurz vorab:
Pu‘Erh Tee aus der chinesischen Provinz Yunnan ist eine besondere Teesorte mit langer Reifungstradition. Erfahre, warum er in Fladen gepresst wird, wie Sheng und Shou sich unterscheiden und weshalb dieser Tee bei Kennern so geschätzt ist.
Traditionell handelt es sich bei den Deutschen zwar um ein Volk der Kaffeetrinker, in den vergangenen Jahren erfreute sich allerdings auch Tee stetig wachsender Beliebtheit. Während den Teetrinkern hierzulande der Grüne Tee, der Schwarze Tee und mit etwas Glück noch der Weiße Tee etwas sagen dürften, handelt es sich beim Pu‘Erh Tee weiterhin um eine Randerscheinung.
Damit tut man dem vielseitigen und vor allem gesunden Getränk aus China allerdings Unrecht. Seine Wurzeln hat der Pu‘Erh Tee in der chinesischen Provinz Yunnan, wo er seit mehr als 1.000 Jahren kultiviert und angebaut wird. Nicht nur geschmacklich hebt sich Pu‘Erh von seinen Grünen oder Schwarzen Artverwandten ab. Auch seine Eigenheiten bei der Produktion, der Lagerung und der Zubereitung zeichnen ihn aus.
Zu den Besonderheiten des Pu‘Erh gehört die Tatsache, dass er nach der Ernte gerollt und in sogenannte Bings beziehungsweise Fladen gepresst wird. Eine Art der Produktion, die noch auf das alte China zurückgeht. Da der Tee seinerzeit durch das ganze Land transportiert werden musste, um selbst die entlegensten Regionen des Reichs der Mitte zu erreichen, boten sich Teefladen oder Teeziegel an, da diese auf unkomplizierte Art und Weise gestapelt beziehungsweise zusammengebunden und transportiert werden konnten.
Sheng & Shou: Worin liegt der Unterschied?
Während Grüntees oder Schwarztees schnellstmöglich konsumiert werden sollten, um zu verhindern, dass sie an Aroma einbüßen, handelt es sich beim Pu‘Erh um einen Tee, der auf eine langfristige Lagerung ausgelegt ist. Über die Jahre reift der Tee wie ein guter Wein und kann bei einer hochwertigen Lagerung spürbar an Qualität und Aroma zulegen.
Unter dem Strich lässt sich diese besondere Teesorte in zwei Sorten unterteilen. Frisch geernteter und gepresster Pu‘Erh trägt den Namen Sheng beziehungsweise Roher Pu‘Erh und punktet vor allem mit seinem fruchtig rauchigen Aroma. Bei besonders hochwertigen Sorten kommen während der Lagerung mineralische und blumige Noten hinzu. Hier ist allerdings Geduld gefragt, da sich das Geschmacksprofil gelagerter Shengs über die Jahre nur sehr langsam verändert.
Um den Reifungsprozess zu beschleunigen, wurde in China in den Siebziger Jahren ein effektives Verfahren entwickelt, dem die Fladen unterzogen wurden. Der hieraus entstandene Tee trägt den Namen Shou Pu‘Erh beziehungsweise gekochter Pu‘Erh und besticht bei einer entsprechend hohen Qualität durch sein erdiges Aroma und die milchig cremigen Noten.
Doch egal ob Sheng oder Shou: Ein hochwertiges Ausgangsmaterial und eine gezielte Lagerung sorgen dafür, dass lange gereifte Pu‘Erh unter Liebhabern Spitzenpreise erzielen.
Die Zubereitung: Ein Blick auf die chinesische Teekultur
In der chinesischen Gesellschaft beziehungsweise in der Teekultur des Landes genießt der Pu‘Erh ein hohes Ansehen. Dies macht sich auch an der Art und Weise bemerkbar, wie der Tee zubereitet und den Gästen präsentiert wird. Zum einen ist es natürlich möglich, Shengs und Shous nach der westlichen Art zuzubereiten. Hier nimmt man einen gestrichenen Teelöffel Tee pro Tasse, übergießt ihn mit 100 Grad heißem Wasser und lässt ihn zwei bis drei Minuten ziehen.
Wer wirklich in das Thema Pu‘Erh eintauchen und die faszinierenden Geschmacksnuancen entdecken möchte, kommt um die Gong-Fu-Cha-Methode nicht herum. Hier wird der Pu‘Erh traditionell im Gaiwan, einer chinesischen Deckeltasse, zubereitet. Von der Zubereitung nach westlicher Art unterscheidet sich die Gong-Fu-Cha-Methode vor allem hinsichtlich der verwendeten Teemenge und der Ziehzeiten. Je nach Sorte werden hier fünf bis sechs Gramm Teeblätter auf 100 Milliliter verwendet.
Während jüngere Shengs bei 90 bis 95 Grad aufgegossen werden sollten, vertragen ihre älteren Artgenossen oder Shous problemlos Aufgüsse mit 100 Grad. Bei der Gong-Fu-Cha-Zubereitung wird der Tee aufgrund der teilweise langen Lagerung zunächst gewaschen. Hierfür übergießt man die Blätter mit Wasser in der gewünschten Aufgusstemperatur und schüttet den Aufguss sofort weg.
Anschließend kann man damit beginnen, seinen Pu‘Erh in der Tradition der chinesischen Teekultur mehrfach aufzugießen. Während die Ziehzeit bei den ersten Aufgüssen zwischen zehn und zwanzig Sekunden liegt, kann sie bei späteren Aufgüssen sukzessive verlängert werden. Aufgrund des vielseitigen Geschmacksprofils des Pu‘Erh darf mit den verwendeten Temperaturen und Ziehzeiten natürlich munter experimentiert werden.



