Kaffeeschnüffler, Kaffeeriecher zurzeit Friedrich des Großen
Schwerpunkte im Artikel:
- Friedrich der Große
- Hohenzollern
- Kurfürst
Kurz vorab:
Im Preußen des 18. Jahrhunderts führte Kaffeekonsum zu einer kuriosen Jagd: Der Staat entsandte sogenannte Kaffeeschnüffler, die heimliche Röstvorgänge erspähren sollten, um Steuern einzutreiben. Eine humorvolle, zugleich aufschlussreiche Episode über Geldnot, Genusskultur und die Macht der Nase.
Kaffeeschnüffler oder Kaffeeriecher – das soll ein Beruf sein? Das ist doch bestimmt nur ein Witz! Aber nein, es hat sie wirklich gegeben, auch wenn es schon sehr lange her ist, dass diese Berufsgruppe unterwegs war um Kaffeetrinker aufzuspüren.
Es war Friedrich der Große, König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern, oder vielmehr sein berühmt-berüchtigter Steuereintreiber de la Haye de Launay, der um das Jahr 1770 herum an die vierhundert ehemalige Soldaten als Kaffeeschnüffler anstellen ließ. Sie hatten die Aufgabe, durch die Straßen und Gassen seines Landes zu ziehen, um diejenigen Untertanen ausfindig zu machen, die verbotenerweise dem Genuss von Kaffee frönten.

Aber warum war das Kaffeetrinken in Preußen zu dieser Zeit problematisch?
Das hängt mit dem Siebenjährigen Krieg zusammen, der im Jahr 1763 endete. Preußen war nach diesem, Unsummen verschlingenden Krieg, nahezu pleite. Außerdem drohte eine Inflation, weil Friedrich aufgrund permanenter Geldnot immer neues Geld prägen ließ, für das es längst keinen realen Gegenwert in Gold und Silber mehr gab.
Also musste Preußen Geld eintreiben und wie geht das besser, als damit, die Steuern zu erhöhen und die Bevölkerung anzuzapfen. Gesagt getan. De la Haye de Launay war ein Franzose, der sich aufs Steuern eintreiben sehr gut verstand. Er machte eine lange Liste von Waren, für die die Untertanen des „Alten Fritz“ von nun an Steuern zahlen mussten.
Auf ihr stand unter anderem neben Branntwein, Wein, Bier, Tabak, Fleisch, Zucker Essig und Salz auch der Kaffee. Vom der Kaffeesteuer versprachen sich die Steuereintreiber schon deshalb ein gutes Geschäft, weil Bohnenkaffee zu dieser Zeit ein sehr beliebtes Getränk der wohlhabenden Bürger war und mehr und mehr den Gerstenkaffee, Malzkaffee und Zichorienkaffee zurückdrängte. Die bessergestellten Preußen wollten richtigen Kaffee haben.

Kaffeesteuer
Und wie das immer so ist, wenn Waren durch Steuern verteuert sind, blüht der Schmuggel. So kostete der „staatliche“ Kaffee in der gestempelten und versiegelten Blechbüchse in Preußen 1 Taler, was damals viel Geld war. Im nicht weit entfernten Hamburg erhielt man die gleiche Menge für 5 Groschen, also viel preisgünstiger. Es war also kein Wunder, dass die preußischen Hausfrauen immer auf der Suche nach geschmuggelten auswärtigen Kaffee waren.
Die vom König eingesetzten Kaffeeriecher streiften deshalb durch die Straßen, um dem Unwesen Einhalt zu gebieten. Dabei brauchten sie im Grunde nur der Nase nachzugehen. Sie erschnüffelten dabei in erster Linie aber nicht den braunen Trank in den Kannen oder Tassen sondern den Röstvorgang der Kaffeebohnen.
Der preiswerte Kaffee aus Hamburg war nämlich anders als der heimische nicht geröstet. Die Kaffeebohnen waren grün und wurden deshalb in der Pfanne auf offenem Feuer geröstet. Der dabei entstehende Dampf roch sehr intensiv und verriet so verhältnismäßig leicht die „Übeltäterinnen am Herd“, die dann zur Verantwortung gezogen wurden und die Steuern nachzahlen mussten. Zuzüglich einer Strafe natürlich.
Das gefiel das den Preußen nun überhaupt nicht und die Kaffeeschnüffler waren überall im Land verhasst. Außerdem machten sich die Leute aber auch über sie lustig und die obersten Steuereintreiber und selbst die Majestät persönlich wurden zur Zielscheibe von Witzen und Spottversen.
So kursierten in Berlin zum Beispiel Karikaturen über Männer mit riesigen Schnüffelnasen und einem König mit verbissenem Gesicht und einer Kaffeemühle zwischen den Knien.
Viel Geld in die Staatskasse gebracht hat aber auch die Kaffee-Schnüffelei nicht und der Nachfolger von Friedrich dem Großen, Friedrich Wilhelm II schaffte die Kaffeeschnüffler gleich nach seiner Krönung 1786 auch schnell wieder ab.

