Kaffee-Krise in der DDR- ein Land auf Koffeinentzug

  • (aktualisiert: )
+ Inhaltsverzeichnis

Kurz vorab:

In den 70ern erlebte die DDR ihre schwerste Kaffeekrise. Missernten und steigende Preise führten zu umstrittenen Ersatzmischungen und verärgerten Bürgern. Die Lösung: Kaffeeanbau in Vietnam.

Das Ende der 70er Jahre steht für die größten Versorgungsengpässe in der Kaffeeproduktion in der Geschichte der DDR.

Ausgehend von einer Missernte in Brasilien stiegen 1977 die Preise auf dem Weltmarkt enorm an. Auch andere Länder spürten die Folgen. Doch hatte die DDR erheblich mehr mit dem Problem zu kämpfen.

Die Importkosten mussten dringend reduziert werden. Ebenso gesellten sich die Auswirkungen der Ölkrise dazu, sodass die Regierung der DDR mehr Devisen für die Einfuhr von Öl benötigte.

Ein langer, schwieriger Weg

Die Kaffeehistorie in der ehemaligen Republik war bis dato wie auch nach der Erholung der Krise geprägt von wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Schon immer war Kaffee Mangelware. Zunächst wurde der Bedarf bis 1954 über die Sowjetunion gedeckt, doch schon bald war die DDR gezwungen selbst Kaffee herzustellen.

In verschiedenen Kaffeeröstereien unter staatlicher Kontrolle wurden viele bekannte Kaffeesorten wie

„Mona“, „Rondo“ oder „Mokka-Fix-Gold“
vertrieben. Diese blieben auch während der Krise im Handel erhältlich. Allerdings waren diese Sorten im Vergleich teurer.

Die Produktion der preiswerteren Alternative „Kosta“ wurde jedoch während der Hochphase der Krise eingestellt. Ausgehend von den Zahlen aus der Statistik der 70er Jahre ergibt sich ein Wert von 3,3 Milliarden Mark pro Kopf, welcher pro Jahr von den Bürgern für ihr geliebtes Heißcafégetränk ausgegeben wurde.

Globus

Ersatzmischung floppt

Reaktion seitens der Regierung auf die große Kaffeekrise war jedoch keine Kontingentierung, sondern eine Mix-Packung für die Verbraucher. Im Volksmund spöttisch „Erichs Krönung“ oder „Edescho Erichs Devisenschoner“ (angelehnt an den Staatsvorsitzenden Erich Honecker) genannt, konnte dieser Kaffeemix sich nicht durchsetzen. Ein unglaublicher Sturm an Protesten waren die Konsequenz.

Nur knapp über 50 Prozent Kaffeeanteil konnte dieses Produkt vorweisen. Die restlichen beigesetzten Zusätze bestanden u.a. aus gerösteten Erbsen, Roggen, Gerste und Zuckerrübenschnitzeln. Doch dies hatte neben den Negativreaktionen bezüglich des Geschmacks zum Problem, dass Kaffeemaschinen verstopften und kaputt gingen.

Daraufhin hagelte es vielfache Eingaben der Bürger bei den zuständigen Behörden (weit über 14 000). So schnell wie er kam, verschwand die Spezialmischung wieder aus den Regalen. Über die berühmten Westpakete der Verwandtschaft und dem Besuch im HO-Laden konnte vermutlich zusätzlich ein Bedarf von Kaffee von 20 Prozent gedeckt werden.

Junge

Die Lösung kommt aus Vietnam

Ein enges Partnerland der DDR war seit jeher das befreundete Vietnam.
Noch bis heute sind die Auswirkungen der einstigen sozialistischen Brüderschaft sichtbar, haben doch viele Vietnamesen in der DDR auch gelebt und gearbeitet. So wurden ab den 1980er Jahren große Kaffeeplantagen in Vietnam angebaut. Dies sollte für mehr Unabhängigkeit vom großen Produzenten Brasilien sorgen.
Anzeige

Statt der bekannten Arabica-Bohnen begann man mit dem Anbau von Robusta Kaffeesorten. Diese wachsen im Vergleich schneller, sind koffeinhaltiger und vom Preisniveau niedriger. Profitieren konnte die DDR jedoch nicht mehr von ihrem Vorhaben. Der erste Kaffee konnte erst 1991 geerntet werden, also ein Jahr nach dem Zerfall des Systems. Die Bemühungen seitens des großen sozialistischen Bruderlandes verhalfen Vietnam jedoch zu dem heutigen zweitgrößten Kaffeeexporteur der Welt.

Verwendete Fotos:
1. Pass. Image by 2211438 from Pixabay
2. Junge. Image by Sasin Tipchai from Pixabay
3. Globus. Image by motointermedia from Pixabay