Café Slavia – das wohl berühmteste Café in Prag
Kurz vorab:
Das Café Slavia steht für die Wiedergeburt der Prager Kaffeehauskultur. Mit großer Geschichte, berühmten Stammgästen und elegantem Art-déco-Ambiente lädt es zum Verweilen, Diskutieren und Genießen klassischer Kaffeespezialitäten ein.
Kaffeehäuser in Prag: Eine Wiederauferstehung der Kaffeehauskultur
Kaffeehäuser in Prag erleben eine regelrechte Wiederauferstehung und orientieren sich dabei an den Wurzeln ihrer Gründungszeiten. Fernab der „To-Go“ Massen schätzen Gäste der Kaffeehausszene, heute wie damals, ein gehobenes Ambiente an kulturell umtriebenen Orten. So auch das Café Slavia, welches von den Pragern Kavárna Slavia genannt wird.
Das Konzept der Kaffeehauskultur bildet für den Besucher eine Art identitätsstiftenden Raum. Das Café Slavia begründet einen Teil seiner Identität in berühmten ehemaligen Stammgästen und grenzt sich so in seiner kulturellen Ausdrucksstärke von anderen Häusern der Szene ab. Das Arrangement aus Prestige- und Wohlfühlatmosphäre wirken entschleunigend und laden ohne Zeitdruck zu tiefen Gesprächen, zum Lesen und Schreiben ein. Dabei steht der Kaffee in klassischen und neuinterpretierten Varianten im Mittelpunkt.

Kaffeekultur
Das Café Slavia befindet sich im 1861-1863 errichteten Zinspalais in Prag und wurde am 30. August 1884 gegründet und vom berühmten Unternehmer Václav Zoufalý als Luxus-Café eröffnet. Bauherr Graf Leopold Lažanský verwirklichte seine Idee, einen Palast, den Palais Lažanský, an der Moldau entstehen zu lassen. Er beauftragte den tschechischen Architekten Ignác Vojtěch Ullmann, der sehr kundig in Renaissancearchitektur war, einen Entwurf des Gebäudes zu erstellen.
Der Graf erhielt die Baugenehmigung und ließ den noch heute repräsentativen Palast errichten. Wenige Jahre später, im Juli 1868, entstand gegenüber das Nationaltheater Prags. Das Café profitierte stark von seiner kulturell geprägten Nähe zu Schauspielern und Autoren, sowie Theaterregisseuren, die auf der Suche nach neuen Talenten waren.
Weltkriege und gesellschaftlich veränderte Strömungen trieben das Slavia über Jahrzehnte in die Verstaatlichung und es verlor nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Identität. Heute ist das Café im Stil der 30er-Jahre umgebaut und 1997 als „Ort der Begegnung mit Prager Intellektuellen, Studenten und alten Menschen“ symbolisch wiedereröffnet worden.

Eine Institution in Prag
Im Café Slavia herrscht wieder eine authentische Atmosphäre, wie sie einst mit Stammgästen wie Franz Kafka, Egon Erwin Kisch und Vaclav Havel zu spüren gewesen sein könnte. Fotos berühmter zeitgenössischer Gäste prangen an den Wänden. Das bekannteste Kunstbild der Einrichtung ist „Der Absinthtrinker“ von Viktor Oliva, auf dem ein vom Absinthkonsum gezeichneter Mann an einem Tisch sitzt, auf dem eine grüne Fee sitzt. Die Einrichtung ist am französischen Art-déco-Stil orientiert und entfaltet sich durch Elemente glänzend polierter Naturmaterialien und Marmor. Der Gastraum ist durch seine zeittypischen runden Tische und Spiegel an den Wänden charakterisiert. Im Hintergrund ist ruhige live gespielte Pianomusik zu vernehmen. Durch die großen Fensterflächen gibt es einen guten Blick auf die Karlsbrücke über der Moldau und auf die Prager Burg, die sich durch die abendliche Beleuchtung in das bekannte „goldene“ Stadtbild nahtlos einfügen.
Angeboten werden im Café Slavia Frühstück, Brunch, saisonale Menüs, Desserts, Torten und süßes Feingebäck, sowie kalte und warme Getränke und natürlich Kaffeevariationen. Das Niveau der Speisen ist gehoben, regional und international. Auch vegetarisch-vegane Gerichte sind im Speisenangebot zu finden. Das Slavia bietet typisch tschechische Spezialitäten wie Prager Schinken und Variationen von Palatschinken an. Bei den angebotenen Getränken sind internationale Standards und erlesene Weine zu finden. Die Kaffeespezialitäten gibt es in Bioqualität und aus fairem Handel.
Das Café Slavia ist ein Stück Kulturgeschichte, das in einigen künstlerischen Werken verewigt wurde. Es hielt in Rainer Maria Rilkes „Café National“ und in dessen Novellen „König Bohusch“ Einzug. In Jaroslav Seiferts Buch „Der Halleysche Komet“ bekam es eine Rolle und in seinem Gedicht „Cafe Slavia“ schrieb er über den Besuch des Guillaume Apollinaires. Im Jahr 1985 veröffentlichte Ota Filip den Roman „Cafe Slavia“. Reiner Kunze nutzte das Slavia in seinem Buch „Die wunderbaren Jahre“ namensgebend als Unterabschnitt.
In Summe ist das Café Slavia wohl das berühmteste Kaffeehaus Prags und stetiger Anlaufpunkt für kulturinteressierte Touristen, Intellektuelle, Studenten und altromantische Menschen – und das auch noch nach über 100 Jahren.
