Blümchenkaffee, Plörre oder Schwerterkaffee – der etwas zu dünne Kaffee

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Kurz vorab:

Als Kaffee noch ein Luxusgut war, entstand der Begriff Blümchenkaffee für stark verdünnten Kaffee. Der Text beleuchtet die sprachliche Herkunft, kulturelle Bedeutung und zeigt, wie Not und Sparsamkeit den Kaffeegenuss prägten.

Lange Zeit war guter Bohnenkaffee ein Luxusgut

Lange Zeit war guter Bohnenkaffee für viele Menschen schier unerschwinglich. Sie behalfen sich dann damit, Bohnenkaffee stark mit Wasser zu verdünnen.

Der Name „Blümchenkaffee“ wird in den Erzählungen nach Sachsen verortet. Hier war die Heimat des Meißener Porzellans und eine beliebte Porzellan-Serie war das Dekor „Gestreute Blümchen“ aus dem Jahr 1815 aus der Biedermeierzeit. Im Tassenboden befand sich eine einzelne Blume in Unterglasur Malerei.

Blümchenkaffee – als Kaffee noch ein Luxusgut war

War der Kaffee nun so dünn aufgebrüht, dass die Blume durchschimmerte, so sprach man von Blümchenkaffee. Nur ein gutes Verhältnis von Kaffeepulver zu Wasser garantiert ein volles Aroma, und dass der Kaffee nicht wässrig aussieht und schmeckt.

Die Bezeichnung deutete aber gleichzeitig auch an, dass der Gastgeber geizig war. Das wertvolle Geschirr stand in starkem Kontrast zu dem dünnen Kaffee mit dem sparsam verwendeten Kaffeepulver.
Die Begriffsherkunft soll aber lt. einem Leipziger Kaffeehaus bereits aus dem Jahr 1729 stammen und hatte eine abwertende Bedeutung.

Eine norddeutsche Bezeichnung für dünnen Kaffee

Was dem einen sein Blümchenkaffee ist, ist für den anderen eine Plörre. Eine unappetitlich aussehende Flüssigkeit, ob Kaffee, Suppe oder schlechtes Bier wird vornehmlich im norddeutschen Raum als Plörre bezeichnet.

Der Begriff geht vermutlich auf das Plattdeutsche „Plör“ zurück. Es macht traurig, wenn so geschmacklose und verdünnte Getränke angeboten werden. Das macht dann die Begriffsherkunft deutlich, die auch mit „plören“ = weinen, oder mit dem französischen Begriff „le pleur“ assoziiert werden kann.

Meissen Porzellan

Die Steigerung von Blümchenkaffee

Eine symbolische Steigerungsstufe zu dem liebevoll genannten Blümchenkaffee ist der Schwerterkaffee.
Auf der Unterseite des Meißener Porzellans ist das Markenzeichen, die zwei gekreuzten Schwerter, aufgetragen. Ist der Kaffee so extrem dünn aufgebrüht, dass diese beiden Schwerter durch den Boden durchschimmern oder man meint, sie sehen zu können, so hat sich umgangssprachlich der Begriff „Schwerterkaffee“ entwickelt.

Kaffee-Ersatz ist der Zichorienkaffee

Mitte des 18. Jahrhundert wurde die Einfuhr und der Konsum von Kaffee aus den arabischen Ländern und von Übersee stark eingeschränkt und die ärmeren Leute konnten sich ohnehin echten Bohnen Kaffee kaum leisten. 1766 verbot der König Friedrich II. von Preußen die private Einfuhr und den privaten Handel mit der teuren Kaffeebohne aus den Übersee-Gebieten.

Zichorien

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Findige Menschen nahmen die Wurzel der Zichorie und produzierten daraus ein kaffeeähnliches Getränk.

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Die Zichorie, auch als „Wegwarte“ bekannt, wächst an Wegrändern und Bahndämmen und findet als Heilpflanze vielfache Anwendung. Von ihrem Standort stammt auch der Name „Wegwarte“. Ihr lateinischer Name „cichorium“ wurde dann umgangssprachlich zur „Zichorie“.

Als Erfinder des Zichorienkaffees gelten ein Braunschweiger Gastwirt, Christian Gottlieb Förster und ein Offizier aus Hannover, Christian von Heine. Sie erhielten die Konzession, um in Braunschweig und Berlin Zichorienkaffee zu produzieren.

Zichorienfabriken in Norddeutschland und in Süddeutschland

Durch die beiden Erfinder des Zichorienkaffees entstanden bereits um 1795 Zichorienfabriken in der Stadt Braunschweig. Das Zentrum der Herstellung verlagerte sich später weiter nach Magdeburg.

In Süddeutschland entstanden die ersten Zichorienfabriken um 1805 in Fürth. Nachdem durch Napoleon die Kontinentalsperre verhängt wurde, war Kaffee aus Südamerika und englischen Kolonien kaum noch erhältlich. Das war die Zeit, in der der Zichorienkaffee seinen Siegeszug in Europa antrat.

Heute ist reiner Zichorienkaffee nur noch sehr selten im Handel. In den Ersatzkaffeeprodukten von „Caro-Kaffee“ und von „Linde`s“ werden jedoch noch Zichorien zugesetzt.

Verwendete Fotos:
1. Kobalt Tasse. Image by 💚🌺💚Nowaja💚🌺💚 from Pixabay
2. Meissen Porzellan. Image by Anh Tuan Phan from Pixabay
3. Zichorien. Image by Bruno from Pixabay