Die traditionelle äthiopische Kaffeezeremonie

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Kurz vorab:

In Äthiopien ist Kaffee weit mehr als ein Getränk: Die traditionelle Kaffeezeremonie steht für Gastfreundschaft, Frieden und Zusammenhalt. Der Text beschreibt detailliert Ablauf, Bedeutung und die zentrale Rolle der Frauen bei diesem jahrhundertealten Ritual.

Kaffeezeremonie in Äthiopien

Lediglich getrunken wird Kaffee in Äthiopien nicht, er wird zelebriert! Hier wurde die Zubereitung von Kaffee in schönster Form entwickelt und wird auch noch nach Jahrhunderten gelebt!

Als einziges, bedeutendes Exportgut gilt Kaffee nach wie vor als Nationalgetränk und Kulturgut, fixer Bestandteil des Alltags am Land, in der Stadt, von Nord bis Süd und von Ost bis West.

Die Zeremonie

Die Kaffeezeremonie in Äthiopien setzt Zeichen der Gastfreundschaft und heißt Besucher des Hauses willkommen. Weder ist es möglich, einem Gast keinen Kaffee anzubieten, noch hat der Gast die Möglichkeit dieses Angebot abzulehnen – beides wäre überaus unhöflich.

Dieser Umstand bewirkt, dass die Kaffeezeremonie in Äthiopien soziale Bedeutung erringen und den Stellenwert der Frau heben konnte. Denn es sind die Frauen, die für die Zubereitung des schwarzen Goldes verantwortlich sind und dadurch an Ansehen gewinnen konnten. Die Kaffeezeremonie ist immer Anlass für offene Gespräche und Lösungsfindung.

Sie gilt als Geste des Friedens und der Versöhnung. Meinungsverschiedenheiten werden dabei diskutiert, Konflikte aus dem Weg geräumt, Offenheit begleitet dieses Ritual. Auch wenn sie zur Alltagsroutine gehört, stellt die Kaffeezeremonie eine sehr wichtige Geste der Versöhnung und des Friedens dar.

Äthiopien

Frauen bereiten den Kaffee zu

Wie gesagt, ist die Zubereitung des Kaffees alleine den Frauen vorbehalten. Männer nehmen den Kaffee zwar auch zu sich, sind jedoch von der Zeremonie ausgeschlossen. Bereits nach dem Aufstehen wird der neue Tag von den Frauen mit der ersten Kaffeezeremonie begrüßt, meditative Ruhe stellt sich dabei ein und bereitet die Frauen auf die Mühen des Alltags vor.

Als Rohstoff für die Kaffeezubereitung dienen grüne Kaffeebohnen. Diese werden, befreit von den roten Schalen, vom Kaffeebauern an Kaffeehändler geliefert. Im äthiopischen Haushalt angelangt, werden sie im Wasser gewaschen und mit bloßen Händen oder mit weichen Tüchern getrocknet. Aufbewahrt werden die Kaffeebohnen danach in einer gewölbten Schale aus Eisen oder Blech.

Kaffeebohnen

Röstung, ganz traditionell

Im nächsten Schritt werden die Kaffeebohnen geröstet. Die Aufbewahrungsschale dient dabei als Pfanne und wird direkt auf den Holzkohle-Ofen gestellt. Davor sitzt traditionell die Gastgeberin, Hausfrau, Tochter oder weibliche Hausangestellte. Rund um diese Frau sind frische Gräser am Boden ausgebreitet, welche in Bündeln davor am Markt gekauft wurden. Dies soll die Verbundenheit mit der Natur und den Wunsch nach grünem Gedeihen symbolisieren.

Seit Jahrhunderten besteht das Ritual

Die Netala, ein altherkömmlicher Schal aus Baumwolle, wird dabei über die Schultern und den Kopf gelegt, um Andacht zu vermitteln. Mittels eines kleinen Strohfächers werden die Flammen im Ofen am Leben gehalten.

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Mit viel Geduld werden danach die grünen Kaffeebohnen mit einem Eisenhaken auf dem heißen Ofenblech herumgeschoben, bis der richtige dunkle Farbton erreicht wird und die Bohnen den richtigen Röstgrad erreicht haben.

Während sich im gesamten Raum ein köstlicher Geruch ausbreitet, wird der handwerklich aufwendige Röstvorgang abgeschlossen und die Schale mit den noch heißen Kaffeebohnen von der Hausherrin oder Gastgeberin durch die Runde der Gäste gereicht, um jedem Gast die Möglichkeit zu geben den wohltuenden Duft aufsaugen zu können.

Zubereitung und Kochen

Daraufhin werden die noch heißen Bohnen in einen Mörser aus Holz geschüttet und mit einem einfachen Stößel durch rhythmische Bewegungen zu Kaffeepulver zermahlen. Danach kommt die Jebanna, ein bauchiges Gefäß aus Ton mit schmalem, länglichen, oben offenem Hals und langem Schnabelausguss, zum Einsatz, denn sobald darin das Wasser kocht, wird das frisch gemahlene Kaffeepulver löffelweise in deren Öffnung eingefüllt.

Je nach Tradition des Hauses wird der erste Kaffee so lange aufgekocht – ein- bis dreimal – bis der Sud die richtige Konsistenz aufweist. Währenddessen werden glühende Holzkohlestücke auf ein Tongefäß, das einem Krug gleicht, aufgelegt und obenauf Weihrauchbrocken platziert. Dabei entwickelt sich ein unbeschreiblicher und unvergleichlicher Duft. Diese Duftmischung aus geröstetem Kaffee, aus Holzkohle und dem Weihrauch sowie dem aufsteigenden Dampf des siedenden Wassers macht die Tradition der äthiopischen Kaffeezeremonie aus.

Auf der Holzkohle wird anschließend Popcorn oder Kollo, eine Mischung aus getrockneten Kichererbsen und gestoßenem Gerstenkorn, geröstet. Je nach Region werden auch noch Gewürze, wie Nelke, Kardamom, aber auch Milch, Butter oder Salz mit in den Kochvorgang eingebracht.

Auf einem Holzbrett werden nach diesen traditionellen Vorgehensweisen henkellose, bemalte, kleine Mokkatassen bereitgestellt, die vor den Augen der Gäste mit heißem Wasser ausgewaschen werden. Diese werden mit einer relativ großen Menge Zucker befüllt und der Kaffee aus der Jebanna (Schnabelkanne) langsam eingegossen. Wichtig dabei ist die Höhe des Gießvorgangs – mindestens 20 Zentimeter!

Die Zeremonie ist jedoch noch nicht zu Ende. Die Gastgeberin kocht den zweiten Sud auf, denn drei Tassen Kaffee sind bei der äthiopischen Zeremonie Pflicht und jede davon hat eine Bedeutung.

Am stärksten ist die erste Tasse, sie dient lediglich dem reinen Genuss. Während der zweiten Tasse werden Probleme besprochen und die dritte Tasse dient als Segen für die Anwesenden.

Neben dem Kaffeegenuss zählt vor allem die Zusammengehörigkeit und der Wille Gespräche zu führen, als auch Geborgenheit und Gemeinschaft zu fühlen!

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Verwendete Fotos:
1. Äthiopien. Image by John Iglar from Pixabay
2. Äthiopien. Image by Fabio Mondelli from Pixabay
3. Kaffeebohnen. Image by Nicky ❤️🌿🐞🌿❤️ from Pixabay